Wer erfand die Zahnbürste?

Veröffentlicht am 17. Juli 2025 um 08:42

Die Zahnbürste hat eine lange Geschichte, die bis in die Antike zurückreicht: Schon vor 5.000 Jahren nutzten Menschen Kaustäbchen aus bestimmten Hölzern zur Zahnreinigung. Im 15. Jahrhundert erfanden die Chinesen die erste Bürste mit Borsten aus Schweinehaar. In Europa setzte sich die Zahnbürste erst im 18. Jahrhundert durch, unter anderem dank William Addis, der ein Modell mit Knochen und Borsten entwickelte. Mit der Einführung von Nylonborsten 1938 wurde sie hygienischer und massentauglich. Ab den 1950er-Jahren revolutionierten elektrische Zahnbürsten die Mundhygiene, heute sind smarte Modelle mit Sensoren und Apps verbreitet. Trotz aller Technik bleibt das Ziel gleich: saubere, gesunde Zähne.

Vom Kaustäbchen zur Hightech-Bürste: Die faszinierende Geschichte der Zahnbürste

Die Zahnbürste ist aus unserem Alltag nicht wegzudenken – sie liegt wie selbstverständlich im Badezimmer, begleitet uns auf Reisen und spielt eine zentrale Rolle in der täglichen Mundhygiene. Doch was heute ein buntes Kunststoffprodukt mit Schall- oder Rotationsfunktion sein kann, hat eine lange und erstaunlich vielschichtige Geschichte. Von antiken Zahnreinigern über mittelalterliche Borstenbesen bis hin zur elektrischen Zahnbürste reicht der Weg dieses kleinen, aber wirkungsvollen Werkzeugs. Ein Blick auf die Geschichte der Zahnbürste zeigt nicht nur technische Entwicklungen, sondern auch, wie sich das Bewusstsein für Gesundheit und Körperpflege im Lauf der Jahrhunderte gewandelt hat.

Frühformen der Zahnreinigung: Kaustäbchen und Finger

Die ersten Spuren der Zahnreinigung reichen bis in die Frühzeit der Menschheit zurück. Archäologische Funde belegen, dass bereits vor rund 5.000 Jahren in Mesopotamien und Ägypten sogenannte Kaustäbchen verwendet wurden. Dabei handelte es sich um kleine Zweige bestimmter Bäume – etwa des Neembaums oder des Salvadora persica (auch „Zahnbürstenbaum“ genannt) –, deren Enden weich gekaut wurden, bis sie eine fransige Bürstenform annahmen. Diese „Miswaks“ sind in Teilen der Welt, vor allem im arabischen Raum, bis heute in Gebrauch und besitzen nachweislich antibakterielle Eigenschaften.

Auch in Indien und China waren solche Naturhilfen verbreitet, ebenso wie das Einreiben der Zähne mit Asche, Kreide oder pulverisierter Kohle. In der griechisch-römischen Antike nutzte man feuchte Tücher oder Kaustäbchen – die Zahnpflege war jedoch kein fest verankerter Bestandteil des Alltags, sondern eher ein kosmetischer Akt der Wohlhabenden.

Kaustöckchen

Von Middayexpress - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=15597888

Die Erfindung der Zahnbürste in China

Als die erste „echte“ Zahnbürste im modernen Sinne gilt ein Werkzeug aus China, das im 15. Jahrhundert entstand. Hier verwendete man ein Griffstück aus Bambus oder Knochen, in das Borsten vom Nacken sibirischer Schweine eingelassen wurden. Diese Schweineborsten waren hart und stabil – oft zu hart für das empfindliche Zahnfleisch –, aber sie markierten den Beginn einer systematischen Zahnreinigung mit Borsten.

Mit dem Handel gelangten diese Bürsten nach Europa, wurden dort jedoch zunächst skeptisch betrachtet. Europäer bevorzugten weiterhin Stoffläppchen oder Pulver. Erst mit der Zeit wurde die chinesische Idee adaptiert und weiterentwickelt.

Vom Luxusobjekt zur Massenware: Zahnbürsten in Europa

In Europa dauerte es bis ins 17. und 18. Jahrhundert, bis Zahnbürsten allmählich Verbreitung fanden. Der englische Kaufmann William Addis gilt als Vater der modernen Zahnbürste in Europa. Um 1780 soll er im Gefängnis eine eigene Bürste aus Knochen und Borsten hergestellt haben – und nach seiner Entlassung daraus ein erfolgreiches Geschäft entwickelt haben. Seine Firma besteht in abgewandelter Form bis heute unter dem Namen Wisdom Toothbrushes.

Lange Zeit blieb die Zahnbürste jedoch ein Luxusprodukt, das nur Wohlhabenden zugänglich war. Die Borsten stammten weiterhin vom Wildschwein, und die Griffe wurden aus edlen Materialien wie Elfenbein, Silber oder Schildpatt gefertigt.

Erst im 19. Jahrhundert, mit der Industrialisierung und dem Aufkommen neuer Materialien, wurde die Zahnbürste langsam zur Massenware. Die Erfindung des Nylon durch die Firma DuPont im Jahr 1938 war ein Wendepunkt: Statt tierischer Borsten konnten nun hygienischere, haltbarere Kunststoffborsten verwendet werden. Die erste Zahnbürste mit Nylonborsten kam 1938 in den USA auf den Markt und setzte sich rasch durch.

Zahnbürste von Napoleon Bonaparte

Von Science Museum London / Science and Society Picture Library - Napoleon’s toothbrush, c 1795.Uploaded by Mrjohncummings, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=28024292

Die elektrische Revolution: Zahnbürsten im 20. und 21. Jahrhundert

Ein weiterer Meilenstein war die Entwicklung der elektrischen Zahnbürste. Die erste Version wurde 1954 in der Schweiz vorgestellt und trug den Namen Broxodent. Sie war zunächst für Menschen mit eingeschränkter Bewegungsfähigkeit gedacht, gewann aber bald auch bei der breiten Bevölkerung an Beliebtheit. In den 1990er-Jahren kamen rotierende und oszillierende Modelle auf den Markt, später folgten Schallzahnbürsten mit besonders hoher Frequenz.

Moderne Zahnbürsten sind heute kleine Wunderwerke der Technik: Sie verfügen über Drucksensoren, Timer, Bluetooth-Funktion, wechselbare Bürstenköpfe und sogar künstliche Intelligenz, die das Putzverhalten analysiert. Doch trotz all dieser Innovationen bleibt das Grundprinzip dasselbe wie bei den Miswaks der Antike: mechanisches Entfernen von Belägen zum Schutz der Zähne und des Zahnfleisches.

Von Jonas Bergsten 

Ein unscheinbares Werkzeug mit großer Wirkung

Die Geschichte der Zahnbürste zeigt eindrucksvoll, wie sich Kultur, Technik und Gesundheitsbewusstsein gegenseitig beeinflussen. Was als gekauter Zweig begann, hat sich über Jahrtausende zu einem hochspezialisierten Hygieneartikel entwickelt. Dabei spiegelt die Zahnbürste nicht nur den Wandel unseres Verständnisses von Körperpflege, sondern auch den Fortschritt in Werkstoffkunde, Medizin und Lebensstil.

Heute ist die Zahnbürste ein selbstverständlicher Bestandteil der täglichen Routine – doch ihre Geschichte erinnert daran, dass selbst die kleinsten Dinge im Alltag eine große Vergangenheit haben.

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